Dem Heimatverein gelang es kürzlich, auf einer Auktion des Dorotheums Graz ein wichtiges Werk von großer lokalgeschichtlicher Bedeutung zu ersteigern. Es handelt sich um ein Aquarell des bekannten Landschaftsmalers Thomas Ender aus dem Jahre 1842 und trägt den Titel: „St. Ulrichssee mit dem Sonnenberger Waidering in Tyrol“. Im Besitz der Marktgemeinde Fieberbrunn befindet sich bereits ein Bild des nämlichen Malers, das betitelt ist mit „Hüttenwirthshaus mit dem Schloße Roseneck am Moßbach bey Fieberbrunn im Billerseethal in Tirol“ und das auf derselben Reise des Künstlers entstanden ist.
Thomas Eder, einer der bedeutendsten Aquarellisten des 19. Jahrhunderts wurde im Jahre 1793 in Wien in einfachen Verhältnissen als Sohn eines Trödlers geboren. Ebenso wie sein Zwillingsbruder Johann Ender, der ein berühmter Historienmaler wurde, konnte er die Kunstakademie in Wien besuchen. Er spezialisierte sich auf die damals gerade populär werdende Landschaftsmalerei und erhielt dafür mehrere Preise. Dadurch und wurde der damalige Staatskanzler Fürst Metternich auf ihn aufmerksam und ermöglichte es ihm, die österreichische Erzherzogin Leopoldine, die mit dem Thronfolger des brasilianischen Kaiserreiches verheiratet wurde, auf ihrer Reise nach Brasilien als Maler zu begleiten.
1828 wurde Ender zum Kammermaler von Erzherzog Johann ernannt und begleitete ihn auf dessen Reise nach Russland, Konstantinopel und Griechenland. Weitere Reisen führten ihn nach Italien und Frankreich. 1837 wurde er noch zusätzlich Professor an der Wiener Akademie und hatte seine Studenten in der Kunst der Landschaftsmalerei zu unterweisen.
Seine Hauptaufgabe war es aber, im Auftrag von Erzherzog Johann die österreichischen Länder zu bereisen und im Bild (vor allem in einer großen Anzahl von Aquarellen) festzuhalten. Ab den späteren 30-er Jahren bereiste er auch mehrmals Tirol.
Im Sommer 1842 wanderte er (er hat seine Reisen in Österreich alle buchstäblich zu Fuß zurückgelegt) vom Stubaital über Innsbruck, Wörgl, Going nach Kitzbühel und schließlich ins Pillersee nach Fieberbrunn, St. Jakob und St. Ulrich nach Hochfilzen. Von dort begab er sich noch nach Saalfelden und Lofer, wo er von schlechtem Wetter überrascht, seine Reise abbrach. Auf dieser Wanderung malte er im Herbst die beiden oben genannten Bilder.
Ab 1848 begannen sich seine Lebensverhältnisse ins Schlechte zu wenden. Durch die Revolution von 1848 verlor er seinen Förderer Fürst Metternich, Erzherzog Johann wurde mit anderen Aufgaben betraut. Auch büßte er seinen Posten an der Akademie ein, 1851 wurde er pensioniert. Seine Ehe war schon früher zerbrochen, vermutlich auch wegen seiner dauernden Malreisen. 1849 verstarb seine Tochter im Kindesalter, sein Sohn (er war Eisenbahningenieur und auch am Bau der Brennerbahn beteiligt) starb ebenfalls vor ihm.
Am 28. September 1875 nahm dem bis zu seinem Ende äußerst produktiven Maler der Tod den Pinsel endgültig aus der Hand.
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